17 Mai 2017

Nichts persönliches, nur das Geschäft

Zeugen Jehovas in Sankt-Petersburg
Neulich hat mich ein Leser angeschrieben mit der Bitte etwas Hintergrundinformationen zu geben, warum die Zeugen Jehovas (ZJ) in Rußland verboten wurden. 

Ich habe mich nun kurz mit diesem Thema auseinandergesetzt, obwohl es für mich eher uninteressant ist, denn die Auseinandersetzungen zwischen allen möglichen sog. religiösen Organisationen und Behörden können m.E. nur eine abgedroschene kommerzielle Grundlage haben. Das ist ja für alle Dienstleister, die als unaufgeforderte Mittler zwischen Gott und Menschen fungieren, ganz normal.

Wie auch immer, im Ergebnis der kleinen spontanen Internet-Recherche fallen vor allem zwei Besonderheiten auf:

Erstens ist das eine eindeutig abnormale Präsenz der aktiven ZJ-Verfechter im russischen Internet (Foren, Google, YouTube usw.). Sie rechtfertigen ihre Organisation offensiv und in einem einheitlichen süßlich-jammernden Firmenstil, was eine (allzu) gute zentrale Koordination der “Volksstimmen“ vermuten lässt. Merkwürdig ist übrigens solch eine Taktik ausgerechnet für angeblich uneigennützige Christen, die eigentlich jede Verfolgung still hinzunehmen und sogar als eine verdiente Belohnung Gottes zu genießen haben.

Zweitens ist auch der entgegenkommende Info-Strom von der (in)offiziellen russischen Seite durchaus markant. Hier wird das Augenmerk eigentlich nicht nur auf Extremismus sondern auch auf die verbrecherische Habgier der ZJ gerichtet: sie sollten ihren Anhängern das Geld und vor allem Immobilien regelmäßig weggenommen haben. Konkrete Fälle werden allerdings eher selten erwähnt. Öfters stößt man aber bei der entsprechenden Google-Suche auf den Fall von einem gewissen reichen Großunternehmer aus Sankt-Petersburg, der, so heißt es, vor einigen Jahren zum Zeugen Jehovas wurde, sich danach "sehr veränderte", das ganze Eigentum den ZJ vererbte und kurz danach in einem Autounfall tödlich verunglückte. Der Fall ereignete sich noch im Jahr 2012, taucht aber Anfang März 2017 schon wieder in der russischen Presse auf…

Aus solch einer oberflächigen Internet-Recherche kann man natürlich gar keine ernstzunehmende Schlüsse ziehen, allerdings könnte man, von der Realität ausgehend, spekulieren, dass sich hier, wie schon oben erwähnt, die Interessen von zwei „Unternehmensgruppen“ überschneiden könnten: die pennsylvanischen „Zeugen“ (übrigens mit der lokalen russischen Zentrale ausgerechnet in Sankt-Petersburg) könnten im Geifer des Geschäfts Gefechts durchaus einen fatalen Fehlgriff auf dem „Jagdrevier“ der Petersburger Oberschicht getan haben, und die Letzteren, aus bekannten Gründen auf sehr gute Beziehungen ganz oben in Moskau stützend, haben halt nur entsprechend reagiert.

Die klassische Streitigkeit der Wirtschaftseinheiten auf moderne Art eben.
Nichts persönliches, nur das Geschäft Rating: 4.5 Diposkan Oleh: Admin

1 Kommentar:

  1. Ich war von 1968 bis 2000 Zeuge Jehovas, bin also mit dem Gebaren dieser Leute vertraut. Die Pilgrims aus dem Umfeld der Puritaner in UK schufen in "God's own Country" zusammen mit den Sklaven ein fruchtbares Geschäftsmodell, das sich bis heute trägt.

    Jehovas Zeugen agieren derart perfide, dass das geflügelte Wort von der Zentrale Satans die Runde macht. Für Russland ist dies einfach nur eine störende NGO, die ihren zersetzenden Einfluss in trauter US-Tradition ausweitet. Ich begrüße daher die Initiative der russischen Regierung, die erkannt hat, wie der Hase läuft.

    Wer auf die Bolschewiken reingefallen ist, scheut als gebranntes Kind das Feuer. Ich habe gut begründet Parallelen zwischen der KP China und den Wachtturm-Gesellschaften aufgezeigt.
    http://www.dzig.de/Totalitaere-Organisationen-Kommunistische-Partei-und-Jehovas-Zeugen

    Die arbeiten wie McDonalds: Durch Spenden und durch unbezahlte Arbeit von Fachpersonal aller Art werden Grundstücke gekauft und Immobilien errichtet, die ALLE in das Eigentum der nationalen WTG übergehen.

    Logisch wäre, das geschaffene Eigentum den örtlichen Vereinen zu belassen. Das würde jedoch den gewinnträchtigen Verkauf von Anwesen verhindern. Nein, die örtlichen Schafe müssen sogar Miete zahlen! Ich war mit meiner Familie Wohnungsmieter von 1985 bis 1997 in solch einem Anwesen, das inzwischen gewinnbringend verkauft worden ist - zugunsten der deutschen Wachtturm-Gesellschaft in Selters/Taunus. Die Schafe jedoch dürfen spenden, spenden, spenden ....

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