Ein älterer Mann russischer Herkunft, der aber schon lange in Deutschland lebt, beschreibt in seinem LiveJournal-Posting (hier in der deutschen Übersetzung), was er im heutigen Moskau erlebte.
Wenn man russische Presse und Nachrichten liest, allem voran russische Blogosphäre, kriegt man unvermeidlich den Eindruck, dass das Leben in Russland immer schlechter werde, die Sanktionen das Land ruinieren würden, die Machtorgane marode und korrupt wären, und so weiter.
Es kam aber so, dass ich drei Wochen lang in Moskau verbringen musste, und diese Wochen änderten meine Haltung zu dieser Stadt, ihren Bewohnern und generell zur Situation in Russland.
Drei Wochen eines „tiefen Untertauchens“ zeigten mir eine ganz andere Welt.
Ich möchte nun erzählen, was mich am meisten in Moskau wunderte.
1.
Die Stadt ist nun frei von allerlei Kiosken und anderen derartigen Buden, die gewöhnlich neben Metrostationen und Wegunterführungen zu sehen waren. Man hat jetzt das Gefühl, das die Stadt mehr Luft bekommt.
2.
Öffentliche Verkehrsmittel
So ganz pünktlich wie in Deutschland sind sie wohl immer noch nicht, aber mit den Sowjetzeiten ist es definitiv nicht mehr zu vergleichen. Alle Verkehrsmittel, die ich benutzte, waren warm, sauber und gepflegt. Wenn mir früher jemand erzählt hätte, dass die Moskauer und Moskaus Gäste an den Haltestellen ganz brav und der Reihe nach in ihre Busse einsteigen, hätte ich das nicht geglaubt. Heute ist das aber so. Die Menschen verhalten sich ruhig, gar keine Hektik, kein Gedränge. Man bezahlt die Fahrt diszipliniert beim Einsteigen an der vorderen Tür.
3.
Metro.
Das ist eine besondere Geschichte. Obwohl ich in Russland auch sonst ziemlich oft war, liegt meine letzte Metro-Erfahrung ca. 20 Jahre zurück.
An jedem Metroeingang gibt es Polizisten und Metalldetektoren. Das macht einen zunächst etwas stutzig, aber nur am Anfang. Das Informativitätsniveau im Moskauer Metro ist weder mit Berlin noch mit Paris, noch mit London zu vergleichen. In Moskau ist es deutlich höher.
Infos in den Waggons sind praktisch erschöpfend, und dazu auch ohne Werbung im Unterscheid z.B. zu Kiew.
Mich verblüffte aber etwas Anderes, was ich im Laufe des Lebens in Westeuropa längst abgewöhnte:
Ausnahmslos jedes Mal, wo meine Frau und/oder ich das Metro benutzten, fand sich jemand, der uns seinen Sitzplatz anbot. Das taten sowohl junge Leute, als auch etwas ältere Fahrgäste.
Auf jeden Fall waren das nicht mehr die strikt erzogenen Vertreter der „sowjetischen Generation“, sondern ganz moderne junge Leute. Ich bin nicht jung, aber nicht behindert, brauche keinen Spazierstock und habe keine ausgeprägten Altersmerkmale, vielleicht vom vergrauten Bart abgesehen. Trotzdem war für mich immer der freie Platz da.
Das wunderte mich sicherlich auch im Gegensatz zu dem, was man in solchen Situationen in Deutschland erlebt, denn in der BRD ist das halt anders. Und das änderte sich auch mit dem sprunghaften Zuwachs der moslemischen Mitbürgern nicht.
Das finde ich übrigens recht sonderbar, denn der Islam pocht ja auf den angeblich besonderen Respekt den alten Menschen gegenüber. In der Realität ist das aber in Deutschland nicht so. Oder vielleicht sind wir nicht diejenigen Alten, die es wert sind, respektiert zu werden. Das verdienen wohl nur rechtgläubige ältere Menschen...
Taxi.
Taxi per Anruf zu bestellen ist natürlich kein Problem. Das Auto kommt in der Regel rechtzeitig.
Damit kommt man auch optimal an. Alle Taxifahrer benutzen Navis. Aber gebürtige Moskauer sind in diesem Geschäft eher rar. Meistens arbeiten Kaukasier als Taxifahrer, aber das läuft problemlos.
4.
Behörden.
Die Qualitätssteigerung ist auf diesem Gebiet sowas von drastisch, dass man es einfach nicht glauben kann. Es gibt nun in Russland sogenannte „multifunktionale Zentren für staatliche und munizipale Dienstleistungen“.
Sie sind einfach perfekt organisiert, und wirklich kundenorientiert.
Man kann darüber nur staunen, wie man es überhaupt schaffte, die ganze traditionelle Arroganz, Ignoranz und Missachtung der (post)sowjetischen Beamten auszurotten. Selbst bei ungewöhnlichen Problemen der Bürger spielen sie sogar mit! Jedenfalls erlebte ich das so.
5.
Städtische Betriebe
Ich musste mich in Moskau mit Bestattungsfragen befassen. Und in dieser Stadt gehört das Bestattungswesen zur städtischen Kompetenz. Man erzählte mir schon, dass das eine richtige Mafia-Branche sei: Man werde gnadenlos betrogen und abgezockt. Ich war also auf alles gefasst.
Nur nicht darauf, dass diese städtische Firma alle Formalitäten plötzlich ganz flott und reibungslos organisierte, ohne einen Rubel Schmiergeld zu verlangen. An keinem Schalter mussten wir mehr als 5 Minuten verbringen. Dazu noch waren sie wirklich pünktlich. Wie sie das ausgerechnet im riesigen und staugeplagten Moskau schaffen, bleibt für mich ein Rätsel.
Im Endergebnis gab ich für die ganze Prozedur etwa ein Viertel davon aus, was ich eingeplant hatte.
6.
Wohnwirtschaft
Über diese Branche in Russland las ich auch sehr viel Negatives: Alle Wohnverwalter seien Gauner und Diebe, man werde abgezockt usw. Vielleicht stimmt das auch in vielen Fällen. Ich erlebte aber eine andere Situation.
Ich wohnte in einem Haus aus den 80-er Jahren, das einer Wohnbaugenossenschaft angehört. Gemeinschaftsräume sind sehr gepflegt. Vor zwei Jahren wurde das Haus neu abgedämmt. Neue Fahrstühle wurden installiert. Am Haus wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten auch in der Zeit durchgeführt, als ich dort wohnte. Mir war dabei aufgefallen, dass die ganze Arbeit sehr ordentlich organisiert wurde. Wie in Deutschland - mit großer Rücksicht auf die Hausbewohner. Selbst Industriestaubsauger wurden von Bauarbeitern täglich vor dem Feierabend eingesetzt.
Alle Bauarbeiten werden aus den Mitteln der sog. Stiftung für Grundsanierung finanziert. Also außer den monatlichen Gebühren, die in diese Stiftung eingezahlt werden, kostete die Sanierung den Hausbewohnern keinen Rubel mehr.
7.
Geschäfte.
In drei großen russischen Supermarktketten „Pjatörotschka“, „Magnit“ und „Perekrestok“ ist das Angebot vielleicht dreimal so groß wie in vergleichbaren deutschen Läden. Auch die Warenqualität ist sehr gut.
Das traditionsreiche Delikatessengeschäft am Roten Platz.
Einige von euch erinnern sich wohl noch an den berühmten Foliant aus Stalinzeiten mit dem Titel „Das Buch über schmackhafte und gesunde Gerichte“ und seine prachtvollen Abbildungen. In diesem Geschäft sind sie nun zur Realität geworden. Ich muss ehrlich sagen, Feinkosthandlungen solcher Klasse habe ich in Deutschland nicht erlebt. Märchenhaft. Alle Waren dort werden in Russland hergestellt (ich habe extra nachgefragt) und sind wirklich erstklassig. Es scheint, dass der Sanktionenaustausch - mindestens in dieser Hinsicht - Russland wirklich zugute kommt.
In Kleider- und Schuhgeschäften wird man auch bestens bedient. Die letzteren sind für mich besonders problematisch wegen meiner Übergröße. Aber in Moskau konnte ich sogar „vorrätig“ Schuhe kaufen. So viel Glück beim Einkaufen hatte ich das letzte Mal vielleicht vor 15 Jahren in Deutschland.
8.
Die Sberbank
Das ist wohl die populärste Bank in Russland. Automatisierung, Lächeln, alles auf dem gehörigen Niveau. Selbst der Kundendienst gibt sich Mühe, die Fragen zu beantworten. Die Antworten sind eher allgemeiner Natur, dafür aber schnell. Offenbar ist der Hotline-Leiter der Sberbank ein ehemaliger Komsomolze, der immer noch nach Prinzip „schnell geht vor sachlich“ handelt.
Mein Problem mittleren Schwierigkeitsgrades konnte leider auch nach mehreren Anläufen nicht endgültig gelöst werden.
Nach meinem Empfinden haben die westlichen Bankmitarbeiter mehr Entscheidungsfreiheit als die russischen.
Alles in allem würde ich der Sberbank eine Note 2,5 geben. Die Kundenbetreuer sind tüchtig, aber die Probleme liegen wohl auf einer höheren Ebene.
9.
Städtisches Info-System
Ich musste ein paarmal die Hotline der Gesundheitsamtes in Anspruch nehmen.
Die Berater dort sind geduldig, kompetent und zuvorkommend. Sie geben auch sehr gute Tipps.
Das versetzte mich schon wieder in Staunen.
10.
Versicherungen
Ich telefonierte mit allen Top-5-Versicherungen Russlands.
Fazit: die bestehende Kundschaft halten sie wohl für die Bürde, neue Kunden – für Ruhestörer.
Telefonate mit russischen Versichrungen sind sinnlos. Im persönlichen Kontakt fühlt man sich wie ein Bettler, dem gerade ein großes Gefallen getan wird. Am besten würde ich mit diesen Institutionen gar nichts zu tun haben.
11.
Die Moskauer
Meine Freunde kommen meistens aus theatralischen und Architektenkreisen. So eine typische intellektuelle Moskauer Opposition. Für sie gilt: kein Fernsehen, kein Radio (abgesehen von dem oppositionellen „Echo von Moskau“). Ihre Infos stammen hauptsächlich vom Hörensagen oder aus den bewahrten Internet-Blogs. Ich wurde als ein Außenstehender empfunden, dessen Eindrücke frisch und interessant sein könnten. Für sie waren sie aber auch recht enttäuschend, weil keine oppositionelle Stimmung in mir entwickeln konnte.
12.
Noch eine traurige Beobachtung.
Aus der russischen Entfernung sieht man viel besser, dass der Migrantenstrom den „Fototyp“ der deutschen Nation bereits stark veränderte. Damit meine ich, dass es in Deutschland wohl kaum noch Landschaften gibt, wo man Aufnahmen machen kann, ohne dabei nicht-europäische Gesichter auf Film zu bannen. In deutschen Großstädten hört sich Deutsch manchmal eher als eine Fremdsprache.
Und es wird immer schlimmer.
In Moskau ist das anders.
In Verkehrsmitteln und auf den Straßen blieb alles so, wie es vor Jahren war. Aber in Geschäften, Taxi oder bei sonstigen Dienstleistern dominieren schon fremde Gesichter. Ich habe nichts dagegen, aber wenn sich auch der Moskauer Fototyp ändern würde, wäre es zu schade...
Und zum Schluss mein wichtigster Eindruck: Nach meinem persönlichen Empfinden geht Russland in die richtige Richtung. Darauf bin ich stolz.
Quelle
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Wenn man russische Presse und Nachrichten liest, allem voran russische Blogosphäre, kriegt man unvermeidlich den Eindruck, dass das Leben in Russland immer schlechter werde, die Sanktionen das Land ruinieren würden, die Machtorgane marode und korrupt wären, und so weiter.
Es kam aber so, dass ich drei Wochen lang in Moskau verbringen musste, und diese Wochen änderten meine Haltung zu dieser Stadt, ihren Bewohnern und generell zur Situation in Russland.
Drei Wochen eines „tiefen Untertauchens“ zeigten mir eine ganz andere Welt.
Ich möchte nun erzählen, was mich am meisten in Moskau wunderte.
1.
Die Stadt ist nun frei von allerlei Kiosken und anderen derartigen Buden, die gewöhnlich neben Metrostationen und Wegunterführungen zu sehen waren. Man hat jetzt das Gefühl, das die Stadt mehr Luft bekommt.
2.
Öffentliche Verkehrsmittel
So ganz pünktlich wie in Deutschland sind sie wohl immer noch nicht, aber mit den Sowjetzeiten ist es definitiv nicht mehr zu vergleichen. Alle Verkehrsmittel, die ich benutzte, waren warm, sauber und gepflegt. Wenn mir früher jemand erzählt hätte, dass die Moskauer und Moskaus Gäste an den Haltestellen ganz brav und der Reihe nach in ihre Busse einsteigen, hätte ich das nicht geglaubt. Heute ist das aber so. Die Menschen verhalten sich ruhig, gar keine Hektik, kein Gedränge. Man bezahlt die Fahrt diszipliniert beim Einsteigen an der vorderen Tür.
3.
Metro.
Das ist eine besondere Geschichte. Obwohl ich in Russland auch sonst ziemlich oft war, liegt meine letzte Metro-Erfahrung ca. 20 Jahre zurück.
An jedem Metroeingang gibt es Polizisten und Metalldetektoren. Das macht einen zunächst etwas stutzig, aber nur am Anfang. Das Informativitätsniveau im Moskauer Metro ist weder mit Berlin noch mit Paris, noch mit London zu vergleichen. In Moskau ist es deutlich höher.
Infos in den Waggons sind praktisch erschöpfend, und dazu auch ohne Werbung im Unterscheid z.B. zu Kiew.
Mich verblüffte aber etwas Anderes, was ich im Laufe des Lebens in Westeuropa längst abgewöhnte:
Ausnahmslos jedes Mal, wo meine Frau und/oder ich das Metro benutzten, fand sich jemand, der uns seinen Sitzplatz anbot. Das taten sowohl junge Leute, als auch etwas ältere Fahrgäste.
Auf jeden Fall waren das nicht mehr die strikt erzogenen Vertreter der „sowjetischen Generation“, sondern ganz moderne junge Leute. Ich bin nicht jung, aber nicht behindert, brauche keinen Spazierstock und habe keine ausgeprägten Altersmerkmale, vielleicht vom vergrauten Bart abgesehen. Trotzdem war für mich immer der freie Platz da.
Das wunderte mich sicherlich auch im Gegensatz zu dem, was man in solchen Situationen in Deutschland erlebt, denn in der BRD ist das halt anders. Und das änderte sich auch mit dem sprunghaften Zuwachs der moslemischen Mitbürgern nicht.
Das finde ich übrigens recht sonderbar, denn der Islam pocht ja auf den angeblich besonderen Respekt den alten Menschen gegenüber. In der Realität ist das aber in Deutschland nicht so. Oder vielleicht sind wir nicht diejenigen Alten, die es wert sind, respektiert zu werden. Das verdienen wohl nur rechtgläubige ältere Menschen...
Taxi.
Taxi per Anruf zu bestellen ist natürlich kein Problem. Das Auto kommt in der Regel rechtzeitig.
Damit kommt man auch optimal an. Alle Taxifahrer benutzen Navis. Aber gebürtige Moskauer sind in diesem Geschäft eher rar. Meistens arbeiten Kaukasier als Taxifahrer, aber das läuft problemlos.
4.
Behörden.
Die Qualitätssteigerung ist auf diesem Gebiet sowas von drastisch, dass man es einfach nicht glauben kann. Es gibt nun in Russland sogenannte „multifunktionale Zentren für staatliche und munizipale Dienstleistungen“.
Sie sind einfach perfekt organisiert, und wirklich kundenorientiert.
Man kann darüber nur staunen, wie man es überhaupt schaffte, die ganze traditionelle Arroganz, Ignoranz und Missachtung der (post)sowjetischen Beamten auszurotten. Selbst bei ungewöhnlichen Problemen der Bürger spielen sie sogar mit! Jedenfalls erlebte ich das so.
5.
Städtische Betriebe
Ich musste mich in Moskau mit Bestattungsfragen befassen. Und in dieser Stadt gehört das Bestattungswesen zur städtischen Kompetenz. Man erzählte mir schon, dass das eine richtige Mafia-Branche sei: Man werde gnadenlos betrogen und abgezockt. Ich war also auf alles gefasst.
Nur nicht darauf, dass diese städtische Firma alle Formalitäten plötzlich ganz flott und reibungslos organisierte, ohne einen Rubel Schmiergeld zu verlangen. An keinem Schalter mussten wir mehr als 5 Minuten verbringen. Dazu noch waren sie wirklich pünktlich. Wie sie das ausgerechnet im riesigen und staugeplagten Moskau schaffen, bleibt für mich ein Rätsel.
Im Endergebnis gab ich für die ganze Prozedur etwa ein Viertel davon aus, was ich eingeplant hatte.
6.
Wohnwirtschaft
Über diese Branche in Russland las ich auch sehr viel Negatives: Alle Wohnverwalter seien Gauner und Diebe, man werde abgezockt usw. Vielleicht stimmt das auch in vielen Fällen. Ich erlebte aber eine andere Situation.
Ich wohnte in einem Haus aus den 80-er Jahren, das einer Wohnbaugenossenschaft angehört. Gemeinschaftsräume sind sehr gepflegt. Vor zwei Jahren wurde das Haus neu abgedämmt. Neue Fahrstühle wurden installiert. Am Haus wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten auch in der Zeit durchgeführt, als ich dort wohnte. Mir war dabei aufgefallen, dass die ganze Arbeit sehr ordentlich organisiert wurde. Wie in Deutschland - mit großer Rücksicht auf die Hausbewohner. Selbst Industriestaubsauger wurden von Bauarbeitern täglich vor dem Feierabend eingesetzt.
Alle Bauarbeiten werden aus den Mitteln der sog. Stiftung für Grundsanierung finanziert. Also außer den monatlichen Gebühren, die in diese Stiftung eingezahlt werden, kostete die Sanierung den Hausbewohnern keinen Rubel mehr.
7.
Geschäfte.
In drei großen russischen Supermarktketten „Pjatörotschka“, „Magnit“ und „Perekrestok“ ist das Angebot vielleicht dreimal so groß wie in vergleichbaren deutschen Läden. Auch die Warenqualität ist sehr gut.
Das traditionsreiche Delikatessengeschäft am Roten Platz.
Einige von euch erinnern sich wohl noch an den berühmten Foliant aus Stalinzeiten mit dem Titel „Das Buch über schmackhafte und gesunde Gerichte“ und seine prachtvollen Abbildungen. In diesem Geschäft sind sie nun zur Realität geworden. Ich muss ehrlich sagen, Feinkosthandlungen solcher Klasse habe ich in Deutschland nicht erlebt. Märchenhaft. Alle Waren dort werden in Russland hergestellt (ich habe extra nachgefragt) und sind wirklich erstklassig. Es scheint, dass der Sanktionenaustausch - mindestens in dieser Hinsicht - Russland wirklich zugute kommt.
In Kleider- und Schuhgeschäften wird man auch bestens bedient. Die letzteren sind für mich besonders problematisch wegen meiner Übergröße. Aber in Moskau konnte ich sogar „vorrätig“ Schuhe kaufen. So viel Glück beim Einkaufen hatte ich das letzte Mal vielleicht vor 15 Jahren in Deutschland.
8.
Die Sberbank
Das ist wohl die populärste Bank in Russland. Automatisierung, Lächeln, alles auf dem gehörigen Niveau. Selbst der Kundendienst gibt sich Mühe, die Fragen zu beantworten. Die Antworten sind eher allgemeiner Natur, dafür aber schnell. Offenbar ist der Hotline-Leiter der Sberbank ein ehemaliger Komsomolze, der immer noch nach Prinzip „schnell geht vor sachlich“ handelt.
Mein Problem mittleren Schwierigkeitsgrades konnte leider auch nach mehreren Anläufen nicht endgültig gelöst werden.
Nach meinem Empfinden haben die westlichen Bankmitarbeiter mehr Entscheidungsfreiheit als die russischen.
Alles in allem würde ich der Sberbank eine Note 2,5 geben. Die Kundenbetreuer sind tüchtig, aber die Probleme liegen wohl auf einer höheren Ebene.
9.
Städtisches Info-System
Ich musste ein paarmal die Hotline der Gesundheitsamtes in Anspruch nehmen.
Die Berater dort sind geduldig, kompetent und zuvorkommend. Sie geben auch sehr gute Tipps.
Das versetzte mich schon wieder in Staunen.
10.
Versicherungen
Ich telefonierte mit allen Top-5-Versicherungen Russlands.
Fazit: die bestehende Kundschaft halten sie wohl für die Bürde, neue Kunden – für Ruhestörer.
Telefonate mit russischen Versichrungen sind sinnlos. Im persönlichen Kontakt fühlt man sich wie ein Bettler, dem gerade ein großes Gefallen getan wird. Am besten würde ich mit diesen Institutionen gar nichts zu tun haben.
11.
Die Moskauer
Meine Freunde kommen meistens aus theatralischen und Architektenkreisen. So eine typische intellektuelle Moskauer Opposition. Für sie gilt: kein Fernsehen, kein Radio (abgesehen von dem oppositionellen „Echo von Moskau“). Ihre Infos stammen hauptsächlich vom Hörensagen oder aus den bewahrten Internet-Blogs. Ich wurde als ein Außenstehender empfunden, dessen Eindrücke frisch und interessant sein könnten. Für sie waren sie aber auch recht enttäuschend, weil keine oppositionelle Stimmung in mir entwickeln konnte.
12.
Noch eine traurige Beobachtung.
Aus der russischen Entfernung sieht man viel besser, dass der Migrantenstrom den „Fototyp“ der deutschen Nation bereits stark veränderte. Damit meine ich, dass es in Deutschland wohl kaum noch Landschaften gibt, wo man Aufnahmen machen kann, ohne dabei nicht-europäische Gesichter auf Film zu bannen. In deutschen Großstädten hört sich Deutsch manchmal eher als eine Fremdsprache.
Und es wird immer schlimmer.
In Moskau ist das anders.
In Verkehrsmitteln und auf den Straßen blieb alles so, wie es vor Jahren war. Aber in Geschäften, Taxi oder bei sonstigen Dienstleistern dominieren schon fremde Gesichter. Ich habe nichts dagegen, aber wenn sich auch der Moskauer Fototyp ändern würde, wäre es zu schade...
Und zum Schluss mein wichtigster Eindruck: Nach meinem persönlichen Empfinden geht Russland in die richtige Richtung. Darauf bin ich stolz.
Quelle
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