In den deutschen Foren wird oft der Name von Viktor Suworow erwähnt.
Auch in den Leserzuschriften und Kommentaren, die ich bekomme, stützt man sich gern auf seine geschichtlichen Konzepte. Ich habe nun in der Wikipedia nachgeschlagen, welche Suworow-Werke denn für deutsche Leser zugänglich sind. Wenn die Angaben in der Wiki richtig sind, dann erschien das Buch „Samoubijstvo“ („Selbstmord“) bis jetzt weder auf Deutsch noch auf Englisch. Das ist aber seltsam und eigentlich schade, denn ausgerechnet in dieser Schrift leistet der Autor eine sehr interessante vergleichende Personenanalyse von Stalin und Hitler. Wie auch immer kommt hier eine kleine Leseprobe in der deutschen Übersetzung aus diesem Buch.
Zuallererst wollen wir die Fähigkeit zum Zuhören unter die Lupe nehmen, denn derjenige, der zuhören kann, ist immer stärker als derjenige, der es nicht kann, und der Letztere wird deswegen immer verlieren. Eigentlich ist es mehr als eine Fertigkeit. Das ist ein Talent. Die einzigartige Fähigkeit - eine Begabung, wenn man so will - dem Gesprächspartner zuzuhören, reicht vollkommen aus, um einen solchen Menschen in die Kategorie der herausragenden Persönlichkeiten zu erheben, denn diese Eigenschaft ist unter den Bewohnern unseres Planeten extrem selten anzutreffen.
Sowjetischer Marschall D. F. Ustinov: "Stalin besaß unglaubliche Leistungsfähigkeit, große Willensstärke und hervorragendes Organisationstalent... Stalin war sich des Gewichtes seiner Worte bewusst, darum versuchte er in einer Diskussion seine Meinung möglichst lange nicht zu äußern. Meistens saß er bei der Besprechung sichtbar teilnahmslos oder ging ganz still durch das Büro. Es schien manchmal sogar, dass er weit entfernt vom Gesprächsthema war und an etwas ganz anderes dachte. Dann ertönte plötzlich mitten im Gespräch seine leise und kurze Bemerkung, die die Richtung der Diskussion zuweilen entschieden änderte. Oft erwies es sich dabei, dass diese neue Diskussionsrichtung schlussendlich die einzig richtige war."
Ich kann zwei Dutzend ähnlicher Beschreibungen nennen: genau so sprach über Stalin Churchill, Roosevelts Gesandter Harry Hopkins, Hitlers Außenminister Ribbentrop, so beschrieben Stalin auch seine Marschälle, Generäle und Minister.
Der große Machiavelli empfahl den Oberhäuptern so wenig wie möglich zu sprechen. Stalin folgte dieser Empfehlung strikt. Er hörte aufmerksam zu und schwieg wie eine Sphinx in der Wüste. Und wenn er schon etwas sagte, dann war er äußerst wortkarg. "Stalin formulierte seine Gedanken und Entscheidungen klar, eindeutig, präzise und mit unerbittlicher Logik. Er hasste Weitschweifigkeit." (Ustinow).
In dieser Hinsicht war Hitler ein absolutes Gegenteil von Stalin. Hitler konnte und wollte niemandem zuhören. Hitler genoss es regelrecht zu reden. Stalin kam als ein stummer Verschwörer an die Macht, Hitler als ein lautstarker Redner. Aber der Diktator darf nicht geschwätzig sein. Nach der Machtübernahme sollte Hitler seine Geschwätzigkeit zäumen. Er sollte sich am besten in einen stummen Führer verwandeln, der nur aufmerksam das hört, was um ihn herum gesagt wird. Aber das passierte nicht.
"Hitler ist in seinen Reden unerschöpflich. Sprechen ist das Element seiner Existenz" (Otto Dietrich).
Der Minister für Rüstung und Munition A. Speer: „Er sprach unaufhörlich, wie ein Verbrecher, der sich ausreden wollte, der bereit war, seine innersten Geheimnisse selbst dem Staatsanwalt auszuplaudern, ohne dabei die schlimmsten Konsequenzen zu befürchten.“
Generaloberst Kurt Zeitzler: „Sobald ich im Hauptquartier ankam, wandte sich Hitler an mich, wie gewohnt, mit einem stundenlangen Monolog. Es war unmöglich, seine Rede zu unterbrechen."
Zeitzler weiter: "Im Winter 1943 versuchte Rundstedt, Hitler über die tatsächliche Situation im Westen zu berichten. Das war aber reine Zeitverschwendung. Das Treffen in Obersalzberg dauerte 3 Stunden, und zwei Drittel davon war Hitler am Reden, wo er seine Gedanken über die Lage an der Ostfront äußerte. Die restliche Zeit wurde Tee getrunken, dabei durfte man aber keine dienstlichen Themen ansprechen. Rundstedt war so wütend, dass er es kaum aushalten konnte, am Tisch bis zum Schluss zu bleiben.“
Ein paar Monate später bestanden die Feldmarschälle Rommel und Rundstedt schon wieder auf dem Treffen mit Hitler. "Die Feldmarschälle wurden mit einer spürbaren Kälte empfangen. Sie wurden gezwungen, mehrere Stunden auf die Audienz zu warten. Schlussendlich traf sich Hitler mit ihnen, dabei kam es aber nicht zum Gespräch, es war ein langer Monolog Hitlers über Resultate, die er im Zusammenhang mit der der neuen Wunderwaffe erwartete.“ (Zeitzler).
Hitlers Geschwätzigkeit kannte keine Grenzen. Jeden Abend versammelte er Stenographen, Minister, Stenotypistinnen, Generäle, Sekretärinnen, Gauleiter, Fahrer und Helfer, für das Abendessen, und dann begann er zu sprechen. Er sprach und sprach. Bis drei Uhr morgens, bis vier Uhr. Er sprach über alles: über die Geschichte und Wirtschaft, Klima und Religion, und wie er vorhat, seinen Schäferhund zum Vegetarier zu machen. Er sprach darüber, dass die Vorfahren der Deutschen die Griechen waren (ein anderes Mal waren es angeblich die Wikinger). Er äußerte sich zu der Denkweise der Frau, was sie wolle, und was ihr fehle. Er berichtete über die Produktion von Stahl und Papier, über Qualitäten von Kölnisch Wasser, aber allem voran über sich selbst, über sich selbst, über sich selbst. "Hitler machte oft den Eindruck einer extrem unausgewogenen Person. Die Gäste schliefen zum Morgen fast ein, und nur die Höflichkeit und Pflicht zwangen sie, diese Teerunden zu besuchen. Während solcher langen und langwierigen Sitzungen wirkte Hitlers eintönige Stimme auf uns wie ein Schlafmittel." (Speer).
Diese nächtlichen Zwangspredigten waren qualvoll für Hitlers Gefolge. Schreibkräfte, Sekretärinnen und Stenographinnen führten sogar einen inoffiziellen Zeitplan, wo es stand, wer wann die nächste „Nachtschicht“ bei Hitler schieben sollte. Und wenn sich jemand von dieser Pflichtaufgabe drückte, kam es manchmal zum offenen Gezänk zwischen ihnen, sogar in Anwesenheit von Hitler…
Auch in den Leserzuschriften und Kommentaren, die ich bekomme, stützt man sich gern auf seine geschichtlichen Konzepte. Ich habe nun in der Wikipedia nachgeschlagen, welche Suworow-Werke denn für deutsche Leser zugänglich sind. Wenn die Angaben in der Wiki richtig sind, dann erschien das Buch „Samoubijstvo“ („Selbstmord“) bis jetzt weder auf Deutsch noch auf Englisch. Das ist aber seltsam und eigentlich schade, denn ausgerechnet in dieser Schrift leistet der Autor eine sehr interessante vergleichende Personenanalyse von Stalin und Hitler. Wie auch immer kommt hier eine kleine Leseprobe in der deutschen Übersetzung aus diesem Buch.
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Zuallererst wollen wir die Fähigkeit zum Zuhören unter die Lupe nehmen, denn derjenige, der zuhören kann, ist immer stärker als derjenige, der es nicht kann, und der Letztere wird deswegen immer verlieren. Eigentlich ist es mehr als eine Fertigkeit. Das ist ein Talent. Die einzigartige Fähigkeit - eine Begabung, wenn man so will - dem Gesprächspartner zuzuhören, reicht vollkommen aus, um einen solchen Menschen in die Kategorie der herausragenden Persönlichkeiten zu erheben, denn diese Eigenschaft ist unter den Bewohnern unseres Planeten extrem selten anzutreffen.
Sowjetischer Marschall D. F. Ustinov: "Stalin besaß unglaubliche Leistungsfähigkeit, große Willensstärke und hervorragendes Organisationstalent... Stalin war sich des Gewichtes seiner Worte bewusst, darum versuchte er in einer Diskussion seine Meinung möglichst lange nicht zu äußern. Meistens saß er bei der Besprechung sichtbar teilnahmslos oder ging ganz still durch das Büro. Es schien manchmal sogar, dass er weit entfernt vom Gesprächsthema war und an etwas ganz anderes dachte. Dann ertönte plötzlich mitten im Gespräch seine leise und kurze Bemerkung, die die Richtung der Diskussion zuweilen entschieden änderte. Oft erwies es sich dabei, dass diese neue Diskussionsrichtung schlussendlich die einzig richtige war."
Ich kann zwei Dutzend ähnlicher Beschreibungen nennen: genau so sprach über Stalin Churchill, Roosevelts Gesandter Harry Hopkins, Hitlers Außenminister Ribbentrop, so beschrieben Stalin auch seine Marschälle, Generäle und Minister.
Der große Machiavelli empfahl den Oberhäuptern so wenig wie möglich zu sprechen. Stalin folgte dieser Empfehlung strikt. Er hörte aufmerksam zu und schwieg wie eine Sphinx in der Wüste. Und wenn er schon etwas sagte, dann war er äußerst wortkarg. "Stalin formulierte seine Gedanken und Entscheidungen klar, eindeutig, präzise und mit unerbittlicher Logik. Er hasste Weitschweifigkeit." (Ustinow).
In dieser Hinsicht war Hitler ein absolutes Gegenteil von Stalin. Hitler konnte und wollte niemandem zuhören. Hitler genoss es regelrecht zu reden. Stalin kam als ein stummer Verschwörer an die Macht, Hitler als ein lautstarker Redner. Aber der Diktator darf nicht geschwätzig sein. Nach der Machtübernahme sollte Hitler seine Geschwätzigkeit zäumen. Er sollte sich am besten in einen stummen Führer verwandeln, der nur aufmerksam das hört, was um ihn herum gesagt wird. Aber das passierte nicht.
"Hitler ist in seinen Reden unerschöpflich. Sprechen ist das Element seiner Existenz" (Otto Dietrich).
Der Minister für Rüstung und Munition A. Speer: „Er sprach unaufhörlich, wie ein Verbrecher, der sich ausreden wollte, der bereit war, seine innersten Geheimnisse selbst dem Staatsanwalt auszuplaudern, ohne dabei die schlimmsten Konsequenzen zu befürchten.“
Generaloberst Kurt Zeitzler: „Sobald ich im Hauptquartier ankam, wandte sich Hitler an mich, wie gewohnt, mit einem stundenlangen Monolog. Es war unmöglich, seine Rede zu unterbrechen."
Zeitzler weiter: "Im Winter 1943 versuchte Rundstedt, Hitler über die tatsächliche Situation im Westen zu berichten. Das war aber reine Zeitverschwendung. Das Treffen in Obersalzberg dauerte 3 Stunden, und zwei Drittel davon war Hitler am Reden, wo er seine Gedanken über die Lage an der Ostfront äußerte. Die restliche Zeit wurde Tee getrunken, dabei durfte man aber keine dienstlichen Themen ansprechen. Rundstedt war so wütend, dass er es kaum aushalten konnte, am Tisch bis zum Schluss zu bleiben.“
Ein paar Monate später bestanden die Feldmarschälle Rommel und Rundstedt schon wieder auf dem Treffen mit Hitler. "Die Feldmarschälle wurden mit einer spürbaren Kälte empfangen. Sie wurden gezwungen, mehrere Stunden auf die Audienz zu warten. Schlussendlich traf sich Hitler mit ihnen, dabei kam es aber nicht zum Gespräch, es war ein langer Monolog Hitlers über Resultate, die er im Zusammenhang mit der der neuen Wunderwaffe erwartete.“ (Zeitzler).
Hitlers Geschwätzigkeit kannte keine Grenzen. Jeden Abend versammelte er Stenographen, Minister, Stenotypistinnen, Generäle, Sekretärinnen, Gauleiter, Fahrer und Helfer, für das Abendessen, und dann begann er zu sprechen. Er sprach und sprach. Bis drei Uhr morgens, bis vier Uhr. Er sprach über alles: über die Geschichte und Wirtschaft, Klima und Religion, und wie er vorhat, seinen Schäferhund zum Vegetarier zu machen. Er sprach darüber, dass die Vorfahren der Deutschen die Griechen waren (ein anderes Mal waren es angeblich die Wikinger). Er äußerte sich zu der Denkweise der Frau, was sie wolle, und was ihr fehle. Er berichtete über die Produktion von Stahl und Papier, über Qualitäten von Kölnisch Wasser, aber allem voran über sich selbst, über sich selbst, über sich selbst. "Hitler machte oft den Eindruck einer extrem unausgewogenen Person. Die Gäste schliefen zum Morgen fast ein, und nur die Höflichkeit und Pflicht zwangen sie, diese Teerunden zu besuchen. Während solcher langen und langwierigen Sitzungen wirkte Hitlers eintönige Stimme auf uns wie ein Schlafmittel." (Speer).
Diese nächtlichen Zwangspredigten waren qualvoll für Hitlers Gefolge. Schreibkräfte, Sekretärinnen und Stenographinnen führten sogar einen inoffiziellen Zeitplan, wo es stand, wer wann die nächste „Nachtschicht“ bei Hitler schieben sollte. Und wenn sich jemand von dieser Pflichtaufgabe drückte, kam es manchmal zum offenen Gezänk zwischen ihnen, sogar in Anwesenheit von Hitler…
"......, wo es stand, wer wann die nächste "Nachtschicht" bei Hitler schieben sollte."....
AntwortenLöschenHitler wird selbst bestimmt haben, wen er zu sehen wünscht. So vieles, was über diesen Mann berichtet wird, ist fragwürdig.
Ich drehe mal den Spieß um:
AntwortenLöschenWenn A.H. so viel geredet hat, so hatten doch seine Gäste eine hervorragende Gelegenheit das Zuhören zu üben. Oder etwa nicht?
Und dann war A.H. vielleicht gar kein richtiger Diktator? Wer so gesprächig und mitteilsam ist, hat offenbar keine geheimen Pläne und bösen Absichten. Oder sehe ich das falsch. Hat er sich nur verstellt?
Wenn man seinen Reden zuhört, kann man viel über diesen Menschen lernen. Aber manche ziehen es halt vor, sich darüber zu beschweren, daß er so viel von sich preisgibt und dichten ihm Absichten und Eigenschaften an, die ihrem eigenen Geist entsprungen sind.
Ist nur meine private Ansicht ;-)