Da es offensichtlich ein gewisses Interesse für das Thema gibt, wäre es vielleicht nicht verkehrt, es auch in diesem Blog, also aus der Sicht eines "Normalverbrauchers", anzusprechen.
Eigentlich gibt es zwei besonders gebräuchliche „Finanzinstrumente“, die bei den „durchschnittlichen“ russischen Bürgern besonders beliebt sind, und welche auch für russische Verhältnisse als besonders sicher gelten.
Erstens sind das Sparkonten bei den russischen Banken.
In Rubel kann man bei dieser Investitionsart – je nach Konditionen des jeweiligen Sparplans – von 3 bis 10% p.a. erwarten. In EUR oder USD sind die Zinssätze viel niedriger. Nur selten erreichen sie, ebenfalls konditionsbedingt, 0,50 bis 1% p.a.
Bei den meisten russischen Banken gibt es den Einlagenschutz, der die deponierte Summe ohne Zinsen abdeckt. Sollte also die Kundeneinlage infolge eines Konkurses nicht mehr zur Verfügung stehen, wird dem Kunden sein Geld bis zu maximal ca. EUR 20 000 (nach dem heutigen RUB-Wechselkurs) von der staatlichen Agentur ausgezahlt. Das gilt pro Kunde und Bank. Dieser Einlagenschutz scheint in der Praxis durchaus zu funktionieren, jedenfalls gibt es in den Sozialnetzen bis jetzt – meines Wissens – keine Erfahrungsberichte, die das Gegenteil behaupten. Die Auszahlungsfrist dürfte ca. zwei Wochen betragen. Ausgezahlt wird - unbeachtet der Kontowährung - nur in Rubel.
Grundsätzlich dürfen Ausländer die Konten bei den russischen Banken eröffnen, auch wenn diese Prozedur bei einem ausländischen Kunden etwas aufwendiger sein sollte.
Eine weitere und in Russland sehr verbreitete Anlageoption ist Erwerb einer Eigentumswohnung.
Diese Möglichkeit kommt in der Regel in Frage, wenn es um größere Summen geht. Die Procedere des Immobilienkaufs unterscheidet sich im Wesentlichen wohl kaum von der herkömmlichen europäischen Praxis.
Die Immobiliensteuer für eine Wohnung ist in der Regel nicht groß, sie hängt aber u.a. von der jeweiligen Ortschaft ab. Für Zentralrussland (außerhalb von Moskau oder Sankt-Petersburg) könnte man grob von 0,20 bis 0,30 EUR pro m2 ausgehen. Die Steuer für eine 50m2-Wohnung würde demnach ca. 10 bis 15 EUR p.a. betragen.
Es gibt jedoch diverse Nutzungs- und Instandhaltungskosten, die monatlich anfallen und entweder nach der Wohnfläche (Saubermachen von Treppenhäusern, Müllabfuhr, Fahrstuhl usw), oder per Anschluss (TV, Internet usw.), oder mit diversen Zählern (Strom, Gas, Wasser usw.) ermittelt werden. Individuelle Wohnbedürfnisse können natürlich sehr unterschiedlich sein, aber extrem grob und nach dem Motto „all inclusive“ könnte man in einem Regelfall mit 2 bis 2,5 EUR pro m2 wohl durchaus auskommen, was die Nutzungs- und Instandhaltungskosten betrifft. D.h. wenn Sie Wohnungseigentümer sind und Ihre eigene 50m2-Wohnung privat nutzen, würden Ihre monatlichen Ausgaben für die Wohnung 100 bis 125 EUR kaum übersteigen.
Die Mehrwertbildung bei einer Eigentumswohnung wird zweierlei erwartet:
- entweder durch einen späteren Verkauf der Wohnung zum größeren Preis (was heute allerdings nicht mehr zwangsläufig eintritt);
- oder durch Vermietung der Wohnung. Die rechnerische Einträglichkeit hängt dabei stark davon ab, wo sich die Wohnung befindet. Ganz grob kann man davon ausgehen, dass man für eine 50m2-Wohnung am Rande Moskaus ca. 350 bis 450 EUR netto pro Monat einnehmen kann.
Dieses Posting stellt lediglich einen sehr kurzen Überblick über das betroffene Thema dar. Sicherlich ist es ausbaufähig, falls damit das Interesse bei den Blog-Lesern geweckt wurde.
Ihre Rückfragen sind willkommen!
Und man darf tatsächlich als Ausländer in RUS so einfach Wohnungen kaufen und wird die nächsten 20 Jahre nicht enteignet? (Vielerorts gibt es dazu Beschränkungen)
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