Vor ca. 2 Jahren hat ein Blog-Leser die folgende Frage gestellt:
"Warum kein Artikel über Herr Navalny nur Putin Propaganda? Deutschland unterstützt Herr Navalny ein richtiger Demokrat und hoffentlich nächste demokratische Präsident!!!".
Damals hatte ich leider nichts Substantielles (mangels des Substantiellen) über Herrn Navalny zu berichten. Heute eigentlich auch nicht...
...Außer vielleicht, dass er samt Familie kürzlich in den USA unterwegs war, um seine Tochter bei der Standford-Uni in Kalifornien als Studentin unterzubringen. Das klappte gut, worüber er selbst per Twitter stolz berichtete. Na, immerhin.
Dafür aber habe ich ein Interview von einem anderen unnachgiebigen russischen Demokraten (deutscher Abstammung) Alfred Koch im Internet gefunden. Das Interview stammt aus dem Jahr 1998. Damals war er allerdings noch gar kein Putin-Kritiker (Putin war ja auch noch nicht im Kreml). Sein Interview gab Herr Koch dem US-amerikanischen Radiosender WMNB kurz nach seinem Rücktritt vom Posten – sage und schreibe – des Vize-Ministerpräsidenten in der russischen Regierung!
Hoffentlich gibt dieser kleine Einblick in den Gedankenschatz von Alfred Koch ein bisschen Aufschluss, wieso die "dummen Russen" auch nach 22 Jahren auf Versprechungen einer wunderbaren "westlichen Zukunft" immer noch sehr allergisch reagieren und lieber für bösen Putin stimmen.
Nun zum Interview(ausschnitt), aber bitte jede Sekunde daran denken, dass dies Worte eines (damals - bis vor kurzem) russischen Vize-Ministerpräsidenten sind!
***
Reporter:
Heute wird davon gesprochen, dass die Lage Russlands katastrophal und seine wirtschaftliche Zukunft schwer vorhersehbar ist. Was meinen Sie dazu?
Koch:
Ganz meine Meinung.
Reporter:
Sehen Sie das Licht am Ende des Tunnels?
Koch:
Nein.
Reporter:
Wie prognostizieren Sie die wirtschaftliche Zukunft Russlands?
Koch:
Rohstoffanhängsel. Definitive Auswanderung (aus Russland-RF) aller Menschen, die denken und erfinden, also mehr als nur schaufeln, können. Danach kommt Zusammenbruch und Umwandlung in Dutzend kleiner Staaten.
Reporter:
Wie lange wird es dauern?
Koch:
Ich denke 10 bis 15 Jahre... Verstehen Sie... 70 Jahre lang wurde die Weltwirtschaft geformt. In dieser Zeit hat sich Russland oder besser gesagt die Sowjetunion gesondert, von der Welt getrennt und nach eigenen Gesetzen entwickelt. Die Weltwirtschaft wurde ohne Sowjetunion ausgebildet.
Heute ist die Weltwirtschaft autark, sie hat genügend Ressourcen, alles ist da. Und nun kommt Russland, und niemand braucht es.
(Lacht)
Es gibt keinen Platz für Russland in der Weltwirtschaft. Sein Aluminium, sein Öl wird nicht benötigt.
Russland stört nur, es generiert nur Dumping mit seinen Preisen. Darum denke ich, sein Schicksal ist natürlich traurig, zweifellos.
Reporter:
Prognostizieren Sie Investitionen für Russland? Werden sie in dem erwarteten Umfang kommen?
Koch:
Nein, denn niemand braucht Russland (lacht), niemand braucht Russland (lacht). Wieso können Sie das nicht kapieren?!
Reporter:
Russland hat doch enorme wirtschaftliche und personelle Ressourcen, und für den russischen Markt zu arbeiten wäre...
Koch:
Welche enorme Ressourcen hat Russland denn? Diesen Mythos will ich endlich entlarven. Erdöl?
Im Persischen Golf ist es deutlich billiger und leichter zu haben. Nickel kommt aus Kanada, Aluminium aus Amerika, Kohle aus Australien. Holz aus Brasilien. Ich begreife es echt nicht! Was ist denn an Russland so besonders?
Reporter:
Aber mit Russland zu handeln, mit diesem riesigen Land, in dem es einen enormen Kaufbedarf gibt...
Koch:
Um zu kaufen, muss man Geld haben. Russen können nichts erwirtschaften, also können sie nichts kaufen.
Reporter:
Kurz gesagt, sehen Sie keine Perspektiven.
Koch:
Absolut. (lacht) Nun, Primakow (damals Ministerpräsident-RF), wenn er welche sieht, dann soll er arbeiten (lacht).
Reporter:
Wie kann sich Ihrer Meinung nach die Wirtschaftspolitik der russischen Regierung ändern? Wird es eine Rückkehr zu den alten Methoden geben?
Koch:
Als ob das irgendeine Bedeutung hat... Egal, was man so alles unternimmt - Russland ist bankrott.
Reporter:
Und glauben Sie, dass keine weiteren wirtschaftlichen Vorhaben Russland retten können?
Koch:
Ich denke, es ist sinnlos.
Reporter:
Können Reformen im üblichen Sinne des Wortes für Russland akzeptabel sein?
Koch:
Nur wenn man in Russland endlich aufhört, über eine besondere Seelentiefe des russischen Volkes und seine besondere Rolle zu reden, dann kann es Reformen geben. Wenn aber die da drüben nur den nationalen Narzissmus ausleben und weiter denken, dass die Brötchen auf den Bäumen wachsen...
Sie bewundern sich ja so sehr, sie bewundern ihr Ballett und ihre klassische Literatur des 19. Jahrhunderts so sehr, dass sie nichts Neues mehr erschaffen können.
Reporter:
Wenn man Sie so reden hört, ist das Zukunftsbild Russlands ziemlich düster...
Koch:
So ist es – düster! Warum sollte es fröhlich sein?
(lacht)
***
Also nochmals: das war ein Ausschnitt aus dem Interview über Russland eines Vize-Ministerpräsidenten der russischen Regierung. Dieses Interview erschien zunächst in der investigativen Zeitung "Nowaja Gaseta" im Jahr 1998 (Ausgabe Nr. 48), dann als eine Episode im Buch vom bekannten russischen Publizisten Alexander Minkin "Präsidenten.Ru". Heute im Jahr 2019 erklärt dieses Interview hoffentlich überzeugend genug, wieso viele Russen die "westlich orientierte Opposition" nicht wirklich gern haben.
P.S.
Übrigens, Herr Koch dürfte sich heute dauerhaft in Deutschland aufhalten. Ab und zu postet er nun in seinem FB pflichtbewusst Zwischenrufe gegen den "gemeinen Putinismus". Nachvollziehbar.
Kleiner Fehler. Alfred Reingoldovich Kokh ist jüdischer Abstammung nicht deutscher. Und ich denke, das weißt du auch.
AntwortenLöschenRussische Wikipedia: Sein Vater Reinhold Davydovich Koch (1935-2008) war ein Russlandsdeutscher, der in der deutschen Kolonie Michaelsfeld (heute Dorf Dshiginka im Anapa-Bezirk der Region Krasnodar) geboren wurde. Sein Großvater väterlicherseits war Davyd Karlovich Koch, ein Dorfschmied, und seine Großmutter, Augustina Rudolfowna Koch (Buchman). Seine Mutter hiess Nina Georgievna und war Russin
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AntwortenLöschenGenau so ist es...….
ich habe mich für Politik interessiert seitdem ich mit ca. 12 anfing den Spiegel zu lesen.
Damals mochte ich den "Bayernkönig" Franz Josef Strauss sehr gut.
Heute lese ich die Indoktrination durch den Spiegel schon lange nicht mehr, aber die Geschichte Russlands in den 90igern habe ich intensiv mitverfolgt.
1990 als in russischen Firmen die Mitarbeiter sich freuten das deren Gewinne nicht mehr von Moskau abgesogen wurden, man für die Mitarbeiter eine Sauna baute usw.
Ungeheuer Naiv wie sich die in Russland erzogenen in das freie Wirtschaften stürzten ……….und wie sie 1 Jahr danach ein böses erwachen hatten, weil ihre Firmen schon nicht mehr existierten.
Hier in der Schweiz glaubte man das nun alle Welt Russland einfach ausplündern würde bis nichts mehr zu holen ist.
Die Russen hatten ja von nichts eine Ahnung.
Wie Rentner von den paar Rubeln leben mussten...… das bestürzte hier viele.
Und dann erlebten viele Ausländischen Unternehmer selber ein böses erwachen, denn die Russen erweisen sich als Widerstandsfähig.
Natürlich waren es geradezu mafiöse Aktionen die da von Ex-KGB-lern und allerhand Parteigenossen durchgeführt wurden.
Immerhin waren es nun Russen die dem Ausplündern durch Ausländer einen Riegel schoben, auch wenn sie selber genau das gleiche vorhatten.
Nach fielen Wehen kam Putin, kein Demokrat wie wir ihn uns wünschten, aber er schaffte es diese Oligarchen wieder zu kontrollieren.
Nun mussten auch die ganz grossen Öl und Gas-Konzerne wieder Steurern bezahlen.
Vorher haben die solange hin und her gerechnet bis ihnen gar der Staat noch was schuldete...…
Also Putin ist wohl der Mann der das Händchen hatte dem ein Ende zu machen.
Nach 700 Jahren der Zaren, der Leibeigenschaft, Potjomkinschen Dörfer und des Kommunismus, ist Putin wohl das beste was die Russen je hatten.
Niemals war die Freiheit besser, der Wohlstand näher.
Was der Sozialismus nur versprach, unter Putin ging die Reise dahin endlich los.
Russland ist nicht am Ende angekommen, aber mit Putin ging es in die richtige Richtung...… vorwärts.
Irgendwann werden sie in einem Modell ankommen welches wir als guten Kpompromiss empfinden können.
Die Schweiz brauchte dazu von 1191 bis 1849...…. die Russen dürfen also noch einige Jahre experimentieren.
Ich bin im kalten Krieg in der Armee gewesen und entsprechend erzogen worden.
1990 habe ich den alten Mist aber Ad-Acta gelegt und mich für die Russen gefreut.
Das nun im 3-ten Jahrtausend wieder ein solches Propagandafeuer gegen Russland unterhalten wird...… naja unsere Politiker sind weitestgehend Idioten.
Im Volk der Schweiz ist kaum irgendwo ein Groll gegen die Russen zu spüren.
Warum sollten wir auch, wo man uns in Europa sogar noch 1849 mit der Invasion drohte, denn unser Demokratisches Bundestaats-Modell war eine Gefahr für die Monarchien rundherum.
Walter Roth
Privjet, lieber Funker.
AntwortenLöschenDu schreibst, es gibt nichts Substantielles über Navalny zu berichten. Ich hätte da was.
Navalny ist Absolvent des Greenberg World Fellows Program an der noblen Yale University. Das ist ein CIA Programm speziell für Leute welche später im Auftrag der USA Regierungsämter in anderen Ländern besetzen sollen.
Dies ist ganz offizieller Bestandteil seiner Biografie. Es ist also gar kein Geheimnis, dass Navalny im Auftrag der CIA einen Kampf gegen Russland führt.